Lehrer-Events: Zurück in den Hörsaal

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Besucht die Lehrer-Events jedes Jahr: Physiklehrer Armin Kaspar erhält an der Universität einen Einblick in die aktuelle Forschung und kann sich mit Forschenden sowie Kolleginnen und Kollegen zu fachrelevanten Themen austauschen. (Foto: Florian Moritz)

Stillsitzen, zuhören, Notizen schreiben – eigentlich nichts Ungewöhnliches an einer Universität, für die regionalen Gymnasiallehrerinnen und -lehrer allerdings schon. Einmal jährlich schlüpfen sie an der Universität Basel wieder in die Rolle der Studierenden und frischen ihr wissenschaftliches Know-how auf.

Der Fachbereich Pflanzenwissenschaften lädt Biologielehrpersonen zu sich ein und vermittelt ihnen Einblicke in die aktuelle Forschung. «Wir hatten festgestellt, dass es viele pädagogische Weiterbildungen gibt, aber keine mit rein wissenschaftlichem Inhalt. So ist die Idee entstanden, Forschende und Lehrkräfte zusammenzubringen», erklärt Sylvia Martinez, die den Anlass koordiniert. «Es geht nicht darum, den Lehrpersonen zu sagen, was sie unterrichten sollen, sondern den Enthusiasmus für ihr Fach zu fördern, damit sie diesen weitergeben.»

Ein ähnliches Ziel verfolgen an der Universität Basel die Bereiche Physik, Chemie, Computational Sciences und das Swiss Nanoscience Institute (SNI), welche jeweils im Frühling Lehrpersonen einladen. Ins Leben gerufen hat den Event Kerstin Beyer-Hans vom SNI: «Wir möchten auf das Fach Nanowissenschaften aufmerksam zu machen, das am Gymnasium nicht unterrichtet wird. Grundsätzlich aber wollen wir Schülerinnen und Schüler für die Naturwissenschaften begeistern. Für welches Fach sie sich am Schluss entscheiden, liegt an persönlichen Faktoren, die wir nicht beeinflussen können.» Um dies zu erreichen, sei es wichtig, Lehrpersonen zu haben, welche es schaffen, ihr Fach mit Begeisterung zu vermitteln.

Am Ball bleiben

An den Veranstaltungen werden die Gymnasiallehrerinnen und -lehrer über den aktuellsten Stand der Forschung informiert. Diese schätzen das Angebot, bestätigt Armin Kaspar, Physiklehrer am Gymnasium Leonhard: «Die Veranstaltung besuche ich, seit es sie gibt. Dadurch, dass ich schon lange Lehrer bin, ist der Abstand zur Universität inzwischen gross. Da macht es sehr viel Freude, wieder in einem Hörsaal zu sitzen und zu sehen, wie sich die Wissenschaft entwickelt hat.»

Das kommt auch dem Unterricht in den Schulen zugute, meint Peter Schocher, Biolehrer am Gymnasium Liestal: «Die Veranstaltung gibt mir neue Inputs, welche ich zum Teil auch in die Schulstunde einbringen kann und es hilft mir, den Anschluss an die Wissenschaft nicht zu verlieren.» Stefan Toth, Biolehrer am Gymnasium Oberwil, stimmt zu: «Einen Einblick in ausgewählte Bereiche der aktuellen Forschung zu erhalten, ist nicht nur interessant, sondern ermöglicht mir, den Schülerinnen und Schülern neue Erkenntnisse zumindest teilweise weiterzugeben.»

Kontakte knüpfen   

Der Anlass soll nicht nur informativ sein, sondern den Austausch zwischen den Forschenden und den Lehrpersonen fördern. «Uns ist es wichtig, dass vor allem auch die frisch berufenen Professorinnen und Professoren Vorträge halten. So lernt man sich gleich gegenseitig kennen und der Austausch fällt anschliessend leichter», sagt Sylvia Martinez.

«Dass ich durch die Veranstaltung den Kontakt zur Universität, den Forschenden und auch den Kolleginnen und Kollegen aufrechterhalten kann, schätze ich sehr. Inzwischen sind auch schon die ersten ehemaligen Schüler in der Forschung und man trifft sie wieder an», erzählt Peter Schocher, der selbst an der Universität Basel Biologie studierte.

Auch Armin Kaspar freut sich über den Austausch, vor allem auch den zwischen den Fachlehrenden: «Für mich ist es fast die einzige Gelegenheit, Menschen zu treffen, die ebenfalls Physik unterrichten.» Auf den Austausch legt auch Stefan Toth wert: «Ich persönlich finde das Netzwerk enorm wichtig. Man wird stets auf dem Laufenden gehalten, was in anderen Gymnasien und Schulzimmern läuft.»

Es kommt im Anschluss immer wieder vor, dass Lehrpersonen gemeinsam mit ihrer Klasse die Labors besuchen und so den Jugendlichen einen direkten Einblick in die Forschung ermöglichen. «Ich war schon mehrfach mit Klassen da», sagt Kaspar. «Die Hemmschwelle ist deutlich tiefer, wenn man die Ansprechpartner kennt. Die Universität Basel ist diesbezüglich sehr offen. Wir hatten umgekehrt auch schon Professoren am Gymnasium Leonhard, die Vorträge gehalten haben.» Auch Maturaarbeiten werden immer wieder von der Universität begleitet.

Mehr als Forschung

Neben den wissenschaftlichen Inputs nutzen die Veranstaltenden die Gelegenheit auch, die Gymnasiallehrerinnen und -lehrer über weitere Angebote der Fakultät und über Veränderungen im Studienaufbau zu informieren. Dies mit gutem Resultat, wie Beyer-Hans sagt: «Uns ist aufgefallen, dass die Teilnehmenden durch den Besuch des Lehrer-Events immer besser über das universitäre Angebot informiert sind und so ihre Schüler besser motivieren können, an Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Infotag teilzunehmen.»

Der Anlass für Biologielehrpersonen hat sich inzwischen etabliert. Rund 40 bis 50 Teilnehmende aus den Kantonen Aargau, Solothurn, Basel-Land und Basel-Stadt nehmen jährlich daran teil und auch der vom SNI organisierte Event erfreut sich steigender Beliebtheit. Seit dem Startschuss vor vier Jahren hat sich die Anzahl der Teilnehmenden verdoppelt.

«Ich finde es wichtig, dass erkannt wurde, dass Schule, Universität und Stadt nicht je eine Insel für sich sind, sondern dass alles ineinander übergeht. Durch die Veranstaltungen entstand ein schneller und unkomplizierter Austausch. Ich weiss jetzt, dass ich mich bei Fragen jederzeit an die Uni wenden kann. Man wird auf Augenhöhe wahrgenommen. Das finde ich wichtig», sagt Armin Kaspar.

Lehrer-Events 2018/2019