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Paracelsus erhält eine Gedenktafel an der Universität Basel
Die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz ehrt das Schaffen des Schweizer Arztes, Alchemisten und Naturphilosophen Paracelsus in Basel mit dem Chemical Landmark 2020. Am Pharmaziemuseum der Universität Basel wurde eine Gedenktafel feierlich enthüllt.
Die Arbeiten und Lehren von Paracelsus haben die Medizin und Chemie nachhaltig verändert. Der 1527 zum Stadtarzt von Basel ernannte Mediziner, Chemiker und Alchemist hat nun eine eigene Gedenktafel erhalten. An seinem früheren Lebens- und Arbeitsort im «Haus zum Sessel», wo sich heute das Pharmaziemuseum der Universität Basel befindet, hat die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT die Ehrung übergeben.
Angehörige des Pharmaziemuseums und der Universität Basel sowie Gäste des Paracelsus Projekts der Universität Zürich blickten an der Verleihung auf die Errungenschaften, Konflikte und Etappen des vielseitigen Mediziners an der Schwelle zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit zurück.
Eine Ehrung für sein Erbe
Die SCNAT führte das Programm Chemical Landmark ein, um das wissenschaftliche und technologische Erbe im Bereich der Chemie innerhalb der Schweiz auszuweisen. Besonders die Schweiz verdankt den Entdeckungen in der chemischen Forschung sowie der darauf aufbauenden Industrie einen grossen Teil ihres Wohlstands. Daher werden jedes Jahr bedeutsame Orte in der Geschichte der Chemie zur «Historischen Stätten der Chemie» erklärt. Die Auszeichnung soll an chemische Entdeckungen, berühmte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie deren Wirkungsstätten erinnern. 2017 war der Falkensteinerhof am Basler Münsterplatz ausgezeichnet worden, wo sich das Labor von Christian Friedrich Schönbein befand.
Paracelsus’ Leben und Wirken in Basel
Paracelsus, mit bürgerlichem Namen Theophrastus Bombast von Hohenheim, war in Basel auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Dank seiner Stellung konnte er seine medizinischen Thesen öffentlich vortragen. Er lehnt es ab, dass Ärzte eine über Jahrhunderte tradierte Lehrmeinung ungeprüft übernahmen, ohne sie selbst zu hinterfragen. Auch kritisierte er den Glauben an die Säftelehre, nach der die Mischung von schwarzer Galle, Schleim, gelber Galle und Blut im Körper für die Gesundheit beziehungsweise die Entstehung von Krankheiten verantwortlich sei.
«Nicht meinen, sondern wissen!», forderte Paracelsus. Statt theoretisches Gelehrtenwissen nachzubeten, solle sich ein Arzt an praktischen Erfahrungen und Experimenten orientieren. Paracelsus war einer der Ersten, die naturwissenschaftliches Verständnis und eigene Erfahrungen als essenziell für eine erfolgreiche Medizin erachteten. Sein Verständnis der im Körper ablaufenden Prozesse macht Paracelsus zu einem Wegbereiter der heutigen Biochemie und Toxikologie.
Nicht nur mit seiner Kritik an der klassischen Medizin machte sich Paracelsus viele Feinde. Indem er seine Vorlesungen auf Deutsch hielt und die meisten seiner Schriften nicht in die Gelehrtensprache Latein verfasste, ermöglichte er auch Laien den Zugang zu seinem Wissen. Zudem wollte er die nicht akademischen Erfahrungen von anderen Berufsgruppen wie Barbieren und Heilern in sein Fach integrieren. Sein cholerisches Temperament und das öffentliche Verbrennen von Lehrbüchern klassischer Medizin führten jedoch dazu, dass er bereits 1528 wieder aus Basel fliehen musste.