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Schönbeins Labor: Falkensteinerhof als «Chemical Landmark» ausgezeichnet

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Historische Stätten der Chemie in der Schweiz: Der Falkensteinerhof am Basler Münsterplatz. (Bild: Leo Merz, SCNAT)

Die Wirkungsstätte von Christian Friedrich Schönbein, einem der bedeutendsten Chemiker des 19. Jahrhunderts, wird heute von der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz als «Historische Stätte der Chemie» ausgezeichnet. Der Falkensteinerhof am Basler Münsterplatz beherbergte von 1821 bis 1849 das chemische Laboratorium der Universität Basel.

 

Ab 1828 war im Falkensteinerhof Christian Friedrich Schönbein tätig, der 1835 an der Universität Basel zum Professor für Physik und Chemie berufen wurde. Hier entdeckte er 1839 den Effekt der Wasserstoff-Brennstoffzelle.

1839 entdeckte Schönbein auch das Ozon, das er sein Leben lang erforschte. Beschrieb man früher Ozon als den «elektrischen Geruch», gelang Schönbein die chemische Synthese ohne Elektrizität. Mit ausserordentlichem Weitblick schrieb er 1853 an Justus von Liebig, er sei «geneigt zu glauben, das atmosphärische Ozon spiele im Haushalte der Erde eine wichtige Rolle». Schönbein entwickelte ein chemisches Ozonometer und ermutigte seine europäischen Kollegen zu zeitlich und geografisch weitläufigen Messreihen.

Sprühpflaster, Alleskleber, Kunststoffe

Zellulosenitrat, auch Schiessbaumwolle genannt, entwickelte der Chemiker 1845. Die naheliegende Anwendung als Schiesspulver und Sprengstoff versuchte er erfolglos zusammen mit Rudolf Christian Böttger zu vermarkten. Sobald die Löslichkeit von etwas schwächer nitrierter Baumwolle (Kollodion) in Ether entdeckt wurde, empfahl Schönbein seinem Medizinkollegen Jung, diesen «Klebäther» als flüssiges Pflaster zu testen, was gut funktionierte. Noch heute sind Sprühpflaster auf Zellulosenitrat-Basis erhältlich.

Zellulosenitrat wird auch als Basis für Alleskleber (z.B. Uhu hart) verwendet. Zudem bildete das Material die Grundlage für die ersten Kunststoffe. Der Brite Alexander Parkes entwickelte daraus Parkesine, welches bis heute als Zelluloid Verwendung findet – unter anderem bis in die 1950er-Jahre als Filmträger und bis in die 2010er-Jahre für Tischtennisbälle.

Als unermüdlicher Forscher mit Entdeckergeist war Schönbein einer der wichtigsten Chemiker Mitte des 19. Jahrhunderts, stark dem Wissensdurst und der Grundlagenforschung verbunden, aber auch um Anwendung der Resultate bemüht. Im Jahr 1854 schrieb er in einem Brief an Justus Liebig: «Wer nicht den Muth hat einen neuen Gedanken auszusprechen, auch auf die Gefahr hin zu irren oder für einen Narren gehalten zu werden, wird wenig zu irgend einer Art von Fortschritt beitragen können.»

Schönbein war in der Wissenschaft äusserst aktiv und dominierte regelrecht die Publikationsreihe der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. Er war auch einige Jahre in der Redaktion der Basler Zeitung tätig, wurde 1840 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt und stand 1844 der Universität Basel als Rektor vor. Schönbein war im grossen Kantonsrat und ab 1851 im Stadtrat. Ab 1831 war Schönbein Mitglied der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft (heute Akademie der Naturwissenschaften SCNAT). Des Weiteren war er Gründungspräsident des Museumsvereins, der Basler Hebelstiftung sowie Mitglied der städtischen Beleuchtungskommission.

Erfolgreiche Forschung sichtbar machen

Mit den Chemical Landmarks macht die «Platform Chemistry» der Akademie der Naturwissenschaften auf das wissenschaftliche und technologische Erbe der Chemie in der Schweiz aufmerksam. Dabei werden historisch bedeutende Einrichtungen als historische Stätten der Chemie ausgezeichnet und als Teil des kulturellen Erbes gewürdigt.

Der Falkensteinerhof ist bereits der neunte ausgezeichnete Ort. Frühere Auszeichnungen gingen an die erste chemische Fabrik in Winterthur, an das alte Chemiegebäude der ETH Zürich, an das Laboratorium von Jean Charles Galissard de Marignac in Genf, an das Rosental-Areal und das Firmenarchiv der Novartis in Basel, an das Lonza Werk in Visp, an das Laboratorium im Schloss Reichenau (GR) und an das ehemalige Chemieinstitut der Universität Freiburg sowie zuletzt 2016 an das ehemalige Chemieinstitut der Universität Zürich.